Die Ravensburger Veranstaltungsgesellschaft ist hervorgegangen aus der ehemals städtischen Tochter „live.in Ravensburg“. In deren Nachfolge veranstaltet sie die Oberschwabenschau, die Baumessen hausplus und bauplus, die Genussmesse gusto!, die Hochzeitsmesse Ewig Dein und die ü60. Das neueste Mitglied der RVG Messefamilie ist die Branchenfachmesse agraria Oberschwaben, die 2020 erstmals stattfand und ab 2022 jährlich im Rahmen der Oberschwabenschau veranstaltet wird (Foto: RVG).Sie haben das Messe-Portfolio der Stadt Ravensburg übernommen. Jetzt halten Sie zusätzlich noch die Zügel des ebenfalls noch jungen Veranstalters K&K Messen und Veranstaltungen in der Hand. Was sind die Herausforderungen, ein so breites Programm wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben?
Die größte Herausforderung ist derzeit, den Kopf oben zu behalten. Sich nicht den Schneid abkaufen zu lassen von den Krisen dieser Welt. Optimistisch und zuversichtlich zu sein, ohne dabei die Risiken aus dem Blick zu verlieren. Das sagt sich so leicht dahin, aber nach zwei Jahren Absagen und Verschiebungen und einer unklaren Perspektive für den Herbst 22, ist die Stimmung bei vielen Branchenkolleg*innen am Boden. Deswegen brauchen wir jetzt ein bisschen mehr „Auf geht ́s!“ und wesentlich weniger „Ojeh Ojeh“.
Die Ravensburger Veranstaltungsgesellschaft hat sich auf Publikums- und Special-Interest-Messen im ländlichen Raum spezialisiert. Was ist das Besondere an diesen Formaten und worauf legen Sie dabei gesteigerten Wert?
Regionalmessen, vor allem diejenigen im ländlichen Raum, sind ziemlich schwerfällige Tanker. Zuverlässige Steuerung ist nur durch behutsame und vorausschauende Navigation möglich. Das Steuerrad hektisch hin und her zu reißen, führt nur dazu, dass man vom Kurs abkommt. Dazu schauen wir uns unsere Veranstaltungen sehr genau an. Region, Jahreszeit, Historie, Pfründe und Anspruchsgruppen, öffentliche Wahrnehmung, und so weiter. Das Ziel ist jedes Mal, nichts von der Stange zu bieten.
Welche Rolle könnten digitale Elemente bei Marketing, Inszenierung und Reichweite von Regionalmessen Ihrer Ansicht nach zukünftig spielen?
Wir sehen das ganz pragmatisch: Social Media, Vernetzung, Einbinden der Anspruchsgruppen, Legendenbildung, dafür nutzen wir digitale Kanäle sehr intensiv. Was Publikumsmessen angeht, da halte ich von rein digitalen Formaten nicht viel.
Wie hat sich das Verhältnis von Ausstellern und Besuchern zu Regionalmessen mit und unmittelbar nach der Pandemie verändert und wie gehen Sie damit um?
Keine große Weisheit: Die Verunsicherung ist allgemein noch groß – viele haben in der ersten Welle Geld verloren, Das Vorgehen in der Branche war sehr unterschiedlich: Stornokosten zwischen 25 und 100% versus volle Rückerstattung. Dazu kamen Insolvenzen von Veranstaltern. Da sind viel Vertrauen und wichtige Automatismen verloren gegangen. Entsprechend groß ist jetzt derzeit der Akquiseaufwand. Viele warten ab. Denen rufen wir zu: Auf was wartet Ihr?
Sie haben sich inmitten der Corona-Pandemie entschlossen, Mitglied im FAMA zu werden. Was waren die Beweggründe dafür und was erwarten Sie sich zukünftig von ihrer Mitgliedschaft?
Im Angesicht der Krisen rückt die Branche zusammen. Alte Konventionen und Grabendenken lösen sich langsam auf. Echte Partnerschaften und neue Kooperationen können entstehen. Die FAMA Familie pflegt einen offenen Umgang miteinander. Das gefällt mir.