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Freitag, 10. Juni 2022

Der Blick nach vorn: Der (Um-) Weg ist das Ziel?


In der öffentlichen Rechtfertigungsdebatte von Messeinvestitionen ist die Umwegrentabilität legendär. In immer neuen Studien wurde und wird nachgewiesen, dass für jeden Euro Messeumsatz, je nach Berechnungsmethode, zwischen fünf und zehn Euro in die Kassen von Hotellerie, Gastronomie, Dienstleistern und natürlich auch in die Staatskasse gespült würden. Auch jetzt liest man wieder vermehrt von diesen Sekundär- und Tertiäreffekten der Messewirtschaft. Doch welche Bedeutung hat dies in Zeiten, da sich Messen im Wettbewerb um neu und anders fokussierte Marketingbudgets ihrer Kunden befinden (Bild: Shonda Ranson/Pixabay)?

Kolumne von Oliver Schmitt

Die Messe Stuttgart hat jüngst in einem Linkedin-Post eine beeindruckende Zahl veröffentlicht: Allein während der 2018er Ausgabe der R+T verbuchte die Stuttgarter Hotellerie durch die Messe induzierte 230.000 Übernachtungen – und das in nur fünf Tagen. Das ist ein wahrhaft Respekt einflößender Wert. Und an die Politik gerichtet, möge diese Zahl ihre Wirkung hoffentlich nicht verfehlen. Denn der nächste Herbst kommt bestimmt. AUMA Vorsitzender Philip Harting tut gut daran zu fordern, dass die Messewirtschaft in Deutschland keine weitere Eiszeit mehr fürchten muss. 

Und doch bleibt bei näherer Betrachtung ein schaler Beigeschmack. Als kundenzentrierte Dienstleister sind Messeveranstalter angehalten, sich auf den Nutzen für ihre Kunden zu fokussieren: Mehrwert statt Umwegrentabilität, heißt da die Devise. Und das in einem sich stetig verschärfenden Wettbewerb um die Marketingbudgets der Aussteller und die Aufmerksamkeit der Besucher. Denn für den potenziellen Teilnehmerkreis einer Messe sind volkswirtschaftliche Wachstumsimpulse durch ausgebuchte Hotels und Restaurants im besten Fall „nice to have“. Im ungünstigeren Fall sind sie Grund, sich über hohe Preise und schlechte Verfügbarkeit zu ärgern. 

Was also tun? Mich beschleicht ein zweischneidiges Gefühl, wenn ich den aktuellen Jubel über endlich wieder stattfindende Messen beobachte. Da ist viel von „endlich wieder“, von „Gänsehautmomenten“ und von der „persönlichen Begegnung“ die Rede. Ganz gewiss sind das überzeugende Assets von Messen. Andererseits nehme ich wahr, dass viele Messeveranstalter noch immer in ihrer Rolle als teilnehmende Beobachter aufgehen, die perfekt organisierte Face-2-face-Plattformen für ihre Kunden auf die Beine stellen und sich nach getaner Arbeit in alter Väter Sitte und zufrieden zurücklehnen. 

Wenn es aber darauf ankommt, in digital dominierten Wertschöpfungsketten des Marketings zu bestehen, dann braucht es die viel beschworene Anschlussfähigkeit eben daran. Und das heißt konkret: Sich schnell und tief in Märkte einarbeiten, auf Augenhöhe und ganz direkt mit den Stakeholdern arbeiten. Neue, maßgeschneiderte Formate mit neuen Touchpoints entwickeln. Verständliche und überzeugende Geschäftsmodelle gestalten. Und, last but not least, echten Mehrwert schaffen, der über das Altbekannte hinausgeht. Dann können wir die Umwegrentabilität der Politik vor die Nase halten und uns währenddessen darauf konzentrieren, unsere Kunden erfolgreich zu machen. Und dann kommt unser Erfolg ganz ohne Umwege. 

Buchtipp: Stefan Luppold/Patrick Haag • Kommunikations-Booster


Der aktuelle und sechste Band in der Studienreihe „Messe-, Kongress- und Eventmanagement“, herausgegeben von Prof. Stefan Luppold und von Patrick Haag, stellt fünf herausragende Abschlussarbeiten vor. Sie beschäftigen sich mit Hybridität, Digitalisierung und interkultureller Kompetenz für die Veranstaltungswirtschaft. Prof. Luppold ist Studiengangsleiter BWL-Messe-, Kongress- und Eventmanagement an der DHBW Ravensburg, Patrick Haag ist dort neben seiner Tätigkeit im Bereich Event als Dozent tätig. In der aktuellen Ausgabe stammen vier der fünf Beiträge von Absolventinnen der DHBW Ravensburg.

Vielfach liest man in der Veranstaltungsbranche von einem „New Normal“ – damit soll ausgedrückt werden, dass es nach der Pandemie zu einem anderen Zustand kommt. Falsch ist in diesem Zusammenhang die Annahme, dass dieser Zustand fix sei, eben anders, aber festgeschrieben. Das war er vor Corona vielleicht nur deshalb, weil längst überfällige Veränderungen ausblieben. Beweglichkeit war schon immer notwendig. Und die fünf jungen Autor*innen, deren Arbeiten in dem gerade erschienenen Band vorgestellt werden, bieten die Chance, rasch und dennoch qualifiziert etwas über mögliche Veränderungen zu erfahren. 

„Kommunikations-Booster durch hybride, interkulturelle und digitale Konzepte“ (308 Seiten) ist im Mai 2022 im WFA Medien Verlag (Wimsheim) erschienen. Als gebundenes Buch kostet es 39,90 EUR, als Taschenbuch 34,90 EUR. 

Newsticker smartville.digital: Quatsch • Moment • Zeitenwende


Smartville bezeichnet sich als unabhängige journalistische Stimme zur Messe- und Eventwirtschaft in den deutschsprachigen Ländern. Es ist ein Newsroom für Marketing- und Kommunikationsleader, die neue Wege in der Marketingkommunikation suchen. Der Fokus liegt auf „digital first“. Herausgeber ist Dr. Urs Seiler. Drei aktuelle Meldungen haben wir für diese Ausgabe ausgewählt (Foto: Smartville).

Sind Messe-Auftritte veraltet: „Nein, das ist Quatsch in meinen Augen“ 

Physisch? Digital? Hybrid? Messe-Alternative? Weder noch! Wichtig für Markenerlebnisse der Zukunft ist RELEVANZ! Am Habegger-Webinar zum Thema «Messe-Erlebnis von morgen». Boy – das hatte Hand und Fuß. Jetzt auf SMARTCAST das Webinar online verfolgen. 

„Der Moment, auf den wir so lange gewartet haben!“ 

Dass James Murdoch die Art Basel vom Rhein nach London bringen will, ist ein Gerücht ohne Fundament, sagt die MCH Group. CEO Beat Zwahlen gibt im ersten smartville.digital Podcast eine neue Sicht auf die MCH Group.

Expo Event: Live Kommunikation in der Zeitenwende 

Umsatzeinbrüche, Fachkräftemangel und digitale Transformation verändern die Livekommunikation radikal. Die Expo Event-Studie, die beste bisher, gibt ein Stimmungsbild im Frühjahr 2022.

Neumitglieder stellen sich vor: Stephan Drescher • RVG


Die Ravensburger Veranstaltungsgesellschaft ist hervorgegangen aus der ehemals städtischen Tochter „live.in Ravensburg“. In deren Nachfolge veranstaltet sie die Oberschwabenschau, die Baumessen hausplus und bauplus, die Genussmesse gusto!, die Hochzeitsmesse Ewig Dein und die ü60. Das neueste Mitglied der RVG Messefamilie ist die Branchenfachmesse agraria Oberschwaben, die 2020 erstmals stattfand und ab 2022 jährlich im Rahmen der Oberschwabenschau veranstaltet wird (Foto: RVG).

Sie haben das Messe-Portfolio der Stadt Ravensburg übernommen. Jetzt halten Sie zusätzlich noch die Zügel des ebenfalls noch jungen Veranstalters K&K Messen und Veranstaltungen in der Hand. Was sind die Herausforderungen, ein so breites Programm wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben?

Die größte Herausforderung ist derzeit, den Kopf oben zu behalten. Sich nicht den Schneid abkaufen zu lassen von den Krisen dieser Welt. Optimistisch und zuversichtlich zu sein, ohne dabei die Risiken aus dem Blick zu verlieren. Das sagt sich so leicht dahin, aber nach zwei Jahren Absagen und Verschiebungen und einer unklaren Perspektive für den Herbst 22, ist die Stimmung bei vielen Branchenkolleg*innen am Boden. Deswegen brauchen wir jetzt ein bisschen mehr „Auf geht ́s!“ und wesentlich weniger „Ojeh Ojeh“.

Die Ravensburger Veranstaltungsgesellschaft hat sich auf Publikums- und Special-Interest-Messen im ländlichen Raum spezialisiert. Was ist das Besondere an diesen Formaten und worauf legen Sie dabei gesteigerten Wert?

Regionalmessen, vor allem diejenigen im ländlichen Raum, sind ziemlich schwerfällige Tanker. Zuverlässige Steuerung ist nur durch behutsame und vorausschauende Navigation möglich. Das Steuerrad hektisch hin und her zu reißen, führt nur dazu, dass man vom Kurs abkommt. Dazu schauen wir uns unsere Veranstaltungen sehr genau an. Region, Jahreszeit, Historie, Pfründe und Anspruchsgruppen, öffentliche Wahrnehmung, und so weiter. Das Ziel ist jedes Mal, nichts von der Stange zu bieten.

Welche Rolle könnten digitale Elemente bei Marketing, Inszenierung und Reichweite von Regionalmessen Ihrer Ansicht nach zukünftig spielen?

Wir sehen das ganz pragmatisch: Social Media, Vernetzung, Einbinden der Anspruchsgruppen, Legendenbildung, dafür nutzen wir digitale Kanäle sehr intensiv. Was Publikumsmessen angeht, da halte ich von rein digitalen Formaten nicht viel.

Wie hat sich das Verhältnis von Ausstellern und Besuchern zu Regionalmessen mit und unmittelbar nach der Pandemie verändert und wie gehen Sie damit um?

Keine große Weisheit: Die Verunsicherung ist allgemein noch groß – viele haben in der ersten Welle Geld verloren, Das Vorgehen in der Branche war sehr unterschiedlich: Stornokosten zwischen 25 und 100% versus volle Rückerstattung. Dazu kamen Insolvenzen von Veranstaltern. Da sind viel Vertrauen und wichtige Automatismen verloren gegangen. Entsprechend groß ist jetzt derzeit der Akquiseaufwand. Viele warten ab. Denen rufen wir zu: Auf was wartet Ihr?

Sie haben sich inmitten der Corona-Pandemie entschlossen, Mitglied im FAMA zu werden. Was waren die Beweggründe dafür und was erwarten Sie sich zukünftig von ihrer Mitgliedschaft?

Im Angesicht der Krisen rückt die Branche zusammen. Alte Konventionen und Grabendenken lösen sich langsam auf. Echte Partnerschaften und neue Kooperationen können entstehen. Die FAMA Familie pflegt einen offenen Umgang miteinander. Das gefällt mir.

Der Nächste bitte: FAMA launcht Videosprechstunde


Der FAMA greift seine ergänzenden Angebote für Mitglieder sukzessive wieder auf. Den Anfang macht eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel „FAMA Sprechstunde“. In diesem digitalen Format bieten Fachleute inspirierende Impulse zu den Themen Recht, Marketing, Ticketing und Konzeptberatung, mit einer anschließenden Frage- und Diskussionsrunde (Bild: Unsplash).

Als Experten konnten die Kanzlei Glöckner Keller Rechtsanwälte von FAMA Justiziar Martin Glöckner (Recht), die Fachagentur für Messe- und Marken-Kommunikation Die Roten Reiter (Marketing) (angefragt), das Beratungsunternehmen für digitale Transformation Adventics (Ticketing) und die Strategieberatung agendum (Konzeptberatung) gewonnen werden.

In diesem Jahr wird es zunächst je zwei digitale Termine je Schwerpunktthema geben, in denen Expert*innen einen 30minütigen Fachimpuls geben, der von einer 60minütigen Frage- und Diskussionsrunde gefolgt wird. Die Sprechstunde wird exklusiv für Mitgliedsunternehmen des FAMA angeboten und ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Eine detaillierte Ausschreibung folgt auf den Kanälen des FAMA.