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Freitag, 2. August 2024

Der Blick nach vorn: Sie stehen nicht im Stau, sie sind der Stau


Die Hauptreisezeit des Sommers hat begonnen und allenthalben bilden sich Staus. Manchmal braucht es dazu eine Baustelle oder einen Unfall, aber manchmal scheinen diese Dinger wie aus dem Nichts zu kommen. Und bis sie sich auflösen, da kann es schonmal mehrere Stunden dauern. Die einen machen es sich dann für einen Schwatz mit der Vorderfrau oder dem Hintermann gemütlich. Die anderen schimpfen wie die Rohrspatzen. Doch die meisten liegen falsch, wenn sie glauben, sie stünden im Stau. Denn in Wahrheit sind sie der Stau (Bild: G.C. / Pixabay).

Kolumne von Oliver Schmitt

Geht es Ihnen auch so? Manchmal mache ich andere dafür verantwortlich, wenn etwas nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle. Ebenfalls als Ursache beliebt, wenn etwas nicht wie gewünscht klappt: Das System! Ich kann mich trefflich darüber aufregen. Und doch nützt es in den allermeisten Fällen so lange absolut nichts, bis ich die Dinge (wieder) selber in die Hand nehme. Nun sind Staus dem Vernehmen nach reichlich komplexe Angelegenheiten und wenn ich mich inmitten einer Blechlawine befinde, ist es um den eigenen Handlungsspielraum nicht gerade günstig bestellt.

Und doch können wir auch die komplexen Dinge beeinflussen, jedenfalls wenn wir sie von oben, oder anders gesagt, aus einer anderen Perspektive betrachten. Ich kann dem Stau aus dem Weg gehen, wenn ich statt dem Auto die Bahn nehme. Ja, ich weiß, das ist in Deutschland neuerdings vielfach ein Gang vom Regen in die Traufe. Aber oft funktioniert das. Oder ich vermeide Verkehrsspitzen zeitlich, umfahre Stauschwerpunkte oder setze mich aufs Motorrad. Systemisch gewiefte Pendler*innen könnten mehr Homeoffice machen oder näher an ihren Arbeitsort ziehen.

Für mich ist der Stau auch eine Analogie für unsere Demokratie. Wir leben nicht in einer Demokratie, wir sind die Demokratie. Jede*r Einzelne von uns. Und Demokratie ist ein anstrengendes Geschäft, das wir nicht einfach „denen da oben“ überlassen. Wir sind mittendrin und tragen eine große Verantwortung für unsere eigene Freiheit, für unseren Wohlstand und für unseren Rechtsstaat. Dass wir derzeit vermeintlich im Stau stehen, hat vielleicht auch damit zu tun, dass wir unser Handeln selten hinterfragen und dann das Gefühl haben, dass nichts mehr vorwärts geht.

Doch solche Blockaden lassen sich lösen. Durch neue Perspektiven, durch überraschendes Handeln, durch konsequentes Durchdenken. Was vermutlich weniger hilft, ist tumb der Masse hinterherzulaufen (oder zu fahren). Denn dann braucht es nur einmal eng zu werden und schon herrscht Stillstand. In diesem Sinne: Schönen, aktiven Sommer!