In Köln hat die Mitgliederversammlung die HR-Beratung Heinemann Management Consulting (HMC) offiziell als Mitglied aufgenommen. HMC ist eine in München ansässige, international operierende Beratungs-Boutique. Das im Jahr 2009 gegründete Unternehmen berät mittelständische Firmen und ist spezialisiert auf den Bereich Human Resources. Seit zwölf Jahren bewegt sich HMC nach eigenen Aussagen sehr erfolgreich im weltweiten Messegeschäft und ist seit 2018 Mitglied der UFI, dem Weltmesseverband. Heute beantwortet uns Robert T. Heinemann, Gründer und Geschäftsführer der HMC, einige Fragen (Bild: HMC).
Die Messewirtschaft hat im Zuge der Pandemie nicht nur wirtschaftlich gelitten, sie hat auch als Arbeitgeber an Ansehen verloren, da viele potentielle Arbeitskräfte befürchteten, dass sich die volatile Situation wiederholen könnte. Ist von dieser Skepsis noch etwas übrig und was raten Sie jenen, die sich als seriöse und sichere Arbeitgeber positionieren wollen?
Ganz sicher haben die teils drastischen Maßnahmen, die Unternehmen in der Messeindustrie im Zuge der Pandemie zum Teil umgesetzt haben, nicht zur Stärkung des Images beigetragen. Es darf aber nicht vergessen werden, dass es der Industrie gelungen ist, nach der Pandemie ihre Mannschaften auch schnell wieder aufzubauen. Es war also offensichtlich kein nachhaltiger Schaden, der da entstanden ist. Auch nicht zu vergessen, dass entlassene Mitarbeitende zum Teil sogar wieder zu ihren Arbeitgebern oder in die Messewirtschaft zurückgekehrt sind.
Seriosität und damit auch eine gewisse Sicherheit für ihre Belegschaft dokumentieren Unternehmen vor allen Dingen über erfolgreiche Geschäftsmodelle. Daher ist es aus meiner Sicht völlig losgelöst von der Pandemie. Entscheidend ist, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die zukunftsfähig sind. Das sehe ich derzeit nicht überall in der Messewirtschaft.
Die Arbeit mit Messen und Ausstellungen ist dynamisch und vielseitig und unterliegt zugleich einer fortdauernden Transformation. Welche Auswirkungen haben wichtige gesellschaftliche Faktoren wie Diversität, Nachhaltigkeit, Glaubwürdigkeit und Leadership auf das Messegeschäft?
Ich kann direkt an meine vorherigen Ausführungen anknüpfen; Erfolgreiche Geschäftsmodelle von Unternehmen in der Messeindustrie und zukünftig erfolgreiche Messeformate müssen zwingend Faktoren wie Diversität, Nachhaltigkeit, Glaubwürdigkeit und Leadership - und ich ergänze um Inklusion und Innovation – berücksichtigen. Sie sollten elementarer und integraler Bestandteil der Unternehmenskultur sein oder werden und damit zur DNA von Unternehmen und Formaten gehören.
Wer das nicht versteht, wird mittelfristig verlieren, wirtschaftlich und auch im Kampf um Talente.
Etliche unserer Mitglieder zählen nicht zu den strahlenden Employer-Brands in ihrer Region. Zudem ist das Messegeschäft von saisonalen Spitzen, anspruchsvollen Vertriebsaufgaben und großer thematischer Bandbreite geprägt. Was raten Sie den Entscheidern in diesen Unternehmen in Sachen Recruiting, Onboarding und Talentmanagement?
Der Schlüssel ist professionelles Handeln. Es muss nicht immer die Auszeichnung als „Top-Arbeitgeber“ sein. Es ist auch nicht immer das sechsstellige Budget für „Employer-Branding“ notwendig. Insbesondere kleinere Unternehmen können diese Budgets ohnehin nicht aufbringen.
Ich rate dazu, eine genaue Positionierung als Arbeitgeber zu erarbeiten. Dabei ist die Kernfrage: Wie möchte ich als Arbeitgeber von meinen Mitarbeitenden und Kandidat*innen zukünftig gesehen werden. Das klingt recht banal, ist es aber nicht. Denn in diese Betrachtung muss einfließen, wo das Unternehmen in drei Jahren stehen will.
Wenn dann noch die internen Abläufe so ausgerichtet werden, dass professionelles Recruiting, Onboarding und Talentmanagement überhaupt möglich sind, dann ist eine gute Grundlage geschaffen.
Gerade im Bereich der Zulieferer und Serviceunternehmen hat die Messewirtschaft zuletzt heftige Personalengpässe und dramatische Kostensteigerungen erfahren. Welche Optionen sehen Sie, dass sich diese Situation, vielleicht auch durch gemeinsamen Schulterschluss, wieder verbessert?
Ein hochkomplexes Thema, was ich versuche, vereinfacht zu beantworten. Beide Seiten müssen sich als Partner verstehen und sollten sich jederzeit auf Augenhöhe begegnen. Das ist leider bis heute nicht immer so und sollte sich rasch ändern. Spätestens die Pandemie und deren Folgen hätte allen Beteiligten zeigen müssen, dass man gemeinsam stärker ist. Es geht auch hier um Werte und Wertschätzung.
Service-Provider müssen verstehen, dass sie vielleicht nicht jede Kostensteigerung weitergeben können, die sie selbst zu bewältigen haben. Das bedeutet, dass auch hier auf Geschäftsmodelle geschaut werden muss, auf Effizienz-Steigerung und natürlich auch auf interne Kosten. Nach meiner Einschätzung gibt es da durchaus „room for improvement“. Viele Provider haben das aber längst realisiert und arbeiten an diesen Themen.
Wenn Sie auf die Zukunft schauen: Was werden Ihrer Ansicht nach die zentralen Herausforderungen im HR-Bereich von Messeveranstaltern und Geländebetreibern sein?
Es wird auch in den nächsten Jahren im Wesentlichen darum gehen, gute und qualifizierte Team-Mitglieder zu halten und neue Talente im ausreichenden Maße zu gewinnen. Dafür braucht es Konzepte und Ideen, denn es wird auf dem Arbeitsmarkt in den nächsten zehn Jahren keine Entspannung geben. Woher sollte sie auch kommen, zumal wir in Deutschland noch einmal vor einer größeren Welle von Pensionierungen stehen.
Die Messewirtschaft muss generell noch viel innovativer werden, das gilt gleichermaßen für HR. Dazu braucht es Unternehmens-Werte und eine Unternehmens-Kultur, die von der Geschäftsführung und den Führungskräften jederzeit vorgelebt wird. Aus meiner Sicht muss sich HR als Treiber dieser Entwicklungen sehen und definieren.
Auf alle Fälle wird es in HR auf lange Sicht sehr spannende und für den Erfolg des Unternehmens hoch-relevante Themen geben.
Wir bedanken uns für das Gespräch.