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Donnerstag, 1. Juni 2023

Künstlich intelligent: Verblüffendes über eine*n echte*n KI-Assistent*in


Denise Wenzel ist eine erfahrene Journalistin und Moderatorin, die seit 20 Jahren in den Bereichen Video, Kommunikation und Marketing tätig ist. Als Head of Content ist sie bei HINTE Expo & Conference und HINTE Marketing & Media seit 2012 in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Messe- und Veranstaltungsmarkt aktiv. Sie ist ein vielseitiger Profi, der nicht nur auf Deutsch, Englisch und Französisch moderiert, sondern auch Experteninterviews auf Messen, bei Events, Konferenzen und in Studios oder per Live- Stream durchführt. Jetzt hat sie sich daran gemacht, KI für ihre Arbeit zu erforschen (Bild: HINTE).

Du testest eine KI als Assistent*in für deine Kommunikationsaufgaben im Messeumfeld. Wie bist Du auf diese Idee gekommen und wie bist Du es bisher angegangen?

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz als Assistentin im Rahmen meiner Kommunikationsaufgaben entstand für mich aus der Anforderung, die immer schneller zu verarbeitenden und umfangreichen Informationen zu optimieren, die sich aus der Kommunikationsarbeit und dem Content Management für unsere Messen ergeben. 

Täglich gibt es neue Daten und Informationen aus Gesprächen, Interviews, Präsentationen, News Alerts und Umfragen. Bisher waren die Analyse und Nutzbarmachung dieser Informationen ein zeitaufwändiger Prozess, der das Transkribieren von Gesprächen, das Zusammenfassen von Inhalten und die Auswertung von Umfragen beinhaltete. Echt mühsame Arbeit, ehrlich gesagt.

Und dann?

Vor diesem Hintergrund kam im Zusammenhang mit dem Hype um ChatGPT für meine Kolleg*innen und mich schnell die Frage auf: Könnte KI hier konkret für uns und unsere Kommunikationsarbeit eine Lösung bieten? Könnte eine KI-Assistentin, uns dabei helfen, diesen Prozess effizienter und wirksamer zu gestalten?

Um es vorwegzunehmen: Yes, she can, und wie! ChatGPT-4 kann neben Texten auch Bilder auswerten, mit längeren Texten bis zu 25.000 Wörter umgehen und ist ein Creative Partner bei der Texterstellung und redaktionellen Arbeit.

Aber nicht nur ChatGPT... es gibt inzwischen recht viele Systeme, Plugins und Möglichkeiten. Persönlich nutzen wir derzeit am liebsten ChatGPT Plus (Beta Version inkl. Browsen und Plug ins, Stand 24.05.2023), dazu NewsroomGPT und Dall e (für Bilder und Grafiken). Das Datum ist wichtig, weil die Entwicklung echt rasant ist. Wöchentlich entdeckt mein Team und ich Neues. Ich meine, durch Sprachmodelle spricht das Ding meine Sprache. Wir können aus Sprachbefehlen, dem so genannten Prompts, selbst erschaffen. Ich finde das so unglaublich genial!

Du bist unter anderem Head of Content für internationale Messen und Konferenzen. Wird deren Content-Marketing zukünftig selbstständig von einer KI erledigt oder wie müssen wir uns ihre Rolle vorstellen?

Mit der Unterstützung der KI kann man den Prozess der Erstellung einzigartiger Inhalte, etwa durch selbst geführte Interviews, erheblich vereinfachen. Die KI automatisiert die Transkription von Gesprächen, die Erstellung von Inhaltsangaben und Zusammenfassungen und die Auswertung von Umfragen. Das stellt eine enorme Zeitersparnis dar. In meinem Bereich, PR und Content, würde ich von ca.70-80% Zeitersparnis sprechen. Damit bleibt deutlich mehr Raum für strategische und kreative oder auch neue Aufgaben und Projekte.

Viele scheuen derzeit noch den Einsatz von KI in ihrem Alltag. Worauf achtest Du besonders, etwa im Sinne von Qualitätssicherung oder Datenschutz?

Als Journalistin und Moderatorin, die sich seit mehr als 20 Jahren mit Interviews, Expertentalks, Artikeln und Podcasts beschäftigt, bin ich mir der Bedeutung von Qualitätssicherung und Herkunft der Information und Daten, Quellenangabe, etc. bewusst. Daher ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im redaktionellen Alltag ein weiteres Tool, eben eine Assistenz, mit der Aufgaben stark vereinfacht und deutlich beschleunigt werden.

Zum Thema Quellenüberprüfung gibt es einen einfachen Leitsatz: ich gebe meiner KI- Assistentin nur selbst kreierten Content. Also zum Beispiel Experteninterviews oder O-Töne und Aussagen zu unterschiedlichen Themen, die wir im Kommunikationsteam eingeholt haben. Damit wird eben Unique Content produziert, der nicht durch intransparente Quellen in seiner Aussagekraft gefährdet wird. Wir nutzen KI als Werkzeug, um unsere Arbeit qualitativ und quantitativ zu verbessern, zu ergänzen und schneller zu machen. Journalistische Expertise, die Fähigkeit zur kritischen Analyse und das Hinterfragen von Informationen bleiben unverzichtbar.

Selbst die Erfinder von KI-Anwendungen erwägen derzeit ein Moratorium, damit wir uns als Gesellschaft regulatorisch besser darauf vorbereiten können. Wo siehst Du Gefahren und wie können wir uns davor schützen?

Da ich keine Expertin für die Entwicklung von KI bin, sondern lediglich Userin von derzeit verfügbaren Sprachmodellen und KI-Systemen, kann ich keine Einschätzung potenzieller Gefahren machen. Viele Profis und auch die Erfinder sind derzeit dabei, genau das stärker in den Fokus zu rücken. Aber klar, natürlich verfolge ich die aktuelle Diskussion mit gemischten Gefühlen. Persönlich denke ich, dass das Potenzial enorm ist. Es wird uns als Gesellschaft herausfordern und sehr viel Bekanntes und Althergebrachtes umkrempeln und neu aufstellen. Im Alltag erleben wir gerade nur Erleichterungen und merken, wie viel eine KI-Assistentin abnimmt. Scary finde ich Deep Fakes im Bereich Bild, Video und Stimme. Hier kann uns KI komplett ersetzen. Wie erkenne ich da, wer wirklich etwas gesagt hat oder ob das Gesehene wahr und nicht manipuliert ist? Auch hier hilft mir die Idee, dass ich immer mehr auf die Urheberschaft vertraue. Kenne ich die Quelle? Ist sie vertrauenswürdig?

Aber generell würde ich immer dafür plädieren, nicht über die ziemliche deutsche Diskussion über Risiken zu verpassen, welche großen Chancen und welche strategischen Chancen mit dem richtigen Einsatz von KI aktuell gegeben sind.

Das Entwicklungspotenzial von KI ist enorm. Welchen Rat hast Du an Kolleg*in- nen aus der Messewirtschaft? Wie können sie die Potenziale für sich nutzen?

Informiert euch und seid aufgeschlossen und neugierig. Probiert es aus, verfolgt aktuelle Entwicklungen, um ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie KI die Branche verändern kann. Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien und Innovationen ist entscheidend, um das volle Potenzial von KI zu erkennen.

Hierzu habe ich auch mal meine Assistentin gefragt: Da ich in der ChatGPT Plus Version durch ein Plugin die Möglichkeit habe, dass sie an meinen Texten und meiner Arbeit mitliest, sind hier nun ihre Ergänzungen zu dieser Frage:

KI kann helfen, große Mengen an Messedaten effizient zu analysieren und wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Sie können Daten über Besucherströme, Standaktivitäten und Ausstellerleistungen sammeln und analysieren. Mit Hilfe von KI-gestützten Analysetools können sie Muster, Trends und Schlüsselerkenntnisse identifizieren, die ihnen helfen, ihre Messeauftritte zu optimieren und gezieltere Entscheidungen zu treffen. (Anmerkung von mir hierzu: das ist wirklich enorm: Probiert es mal bei einer eurer nächsten Umfragen aus!

Setzen Sie KI-gestützte Chatbots oder Sprachassistenten ein, um Besucherfragen zu beantworten, individuelle Empfehlungen zu geben und bei der Navigation durch die Messe zu helfen. Durch personalisierte Interaktionen können Besucher stärker eingebunden und ihre Messeerfahrung verbessert werden.

KI kann helfen, Prozesse in der Messewirtschaft zu automatisieren und die Effizienz zu steigern. Von der automatischen Leadgenerierung über intelligente Terminplanung bis hin zur automatisierten Follow-up-Kommunikation gibt es zahlreiche Anwendungen, die helfen können, Zeit und Ressourcen einzusparen.

Na, das ist doch was! Insofern loslegen, staunen, genießen. Danke Oli, für das Interview!

Ich danke Dir für diesen aufschlussreichen Einblick.