Wer kennt es nicht: Man hetzt in letzter Minute auf den Bahnsteig, um seinen Zug gerade noch rechtzeitig zu erwischen und sinkt außer Atem, aber zufrieden, den Zug doch noch erreicht zu haben, auf einen Sitzplatz. Doch bei der nächsten Ansage der Zugchefin stellt man bestürzt fest, dass man im falschen Zug sitzt (Bild: marvinw04 / Pixabay).
Eine Metapher für das Leben ist das, denn wie oft habe ich voller Überraschung festgestellt, dass ich mich im falschen Zug befinde? Und gemeint ist nicht etwa beim falschen Anbieter oder eine Taktung zu früh, sondern auf der völlig falschen Strecke mit dem völlig falschen Endbahnhof. Da hilft nur eins: So schnell wie möglich aussteigen. Denn mit jeder Station wird der Weg zurück mühsamer, aufwendiger, unwägbarer.
Ok, wenn ich mich auf Innovations- oder Unterhaltungsfahrt mit ungewissem Ziel befinde, dann würde ich mich vielleicht auf das Abenteuer einlassen. Wer weiß, wohin es mich führt? Andererseits: Einfach aufs Geratewohl ins Blaue fahren, das wäre vielleicht vor 150 Jahren noch eine gute Idee gewesen. Heute muss man für innovative Erkenntnisse anders vorgehen. Aber zurück zur Metapher.
Die Pfadabhängigkeit ist es, die uns zu Beginn gar nicht oder allenfalls kaum spürbar quält. Aber je länger wir einen falschen Weg gehen, desto schmerzhafter wird es, ihn zu korrigieren. Und irgendwann kommt das Phänomen der „versunkenen Kosten“ hinzu. Diese dürfen von rational denkenden Menschen eigentlich nicht für aktuelle und zukünftige Entscheidungen in Betracht gezogen werden. Und doch tun wir es.
Dabei ist der Ausstieg aus dem falschen Zug gar nichts Schlimmes. Du hast einen Fehler gemacht und korrigierst ihn, sobald du ihn bemerkt hast. That’s it, so einfach ist das. Schwamm drüber, weiter geht’s. Ich wünsche uns Gelassenheit und leichten Mut, die Fehler, die uns passieren, ohne viel Aufhebens zu korrigieren und das auch anderen zuzugestehen. In diesem Sinne: Frohen Advent 🕯️