Wer den Vortragstitel im Programm gelesen hat, mag sich verwundert die Augen gerieben haben: Ein Professor der Psychiatrie spricht über Leiblichkeit? Wer sich den Vortrag von Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs (Uniklinik Heidelberg) angesehen hat, der fühlte sich eher erhellt (Foto: FAMA).
Was wir alle in den zurückliegenden Monaten intuitiv gespürt haben, „Digital Fatigue“, Abgeschlagenheit oder Unvollkommenheit nach digitalen Begegnungen etwa, dafür gab Prof. Fuchs überraschend plausible Begründungen aus der psychosozialen Forschung.
Am Modell der „Shared Attention“ erläuterte er beispielsweise, warum es so wichtig ist, dem Geschehen in einem Raum, aber auch einander die geteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Auf einer Mikroebene würden dabei so viele implizite „Daten“ über das gemeinsam Betrachtete ausgetauscht, dass digitale Kanäle damit hoffnungslos überfordert sind. Im Grunde lieferte Fuchs mit seinem Vortrag eine anthropologische Herleitung für das Stärkenprofil von Face-2-Face-Kommunikation.