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Donnerstag, 15. Juli 2021

Der Blick nach vorn: "Shared Attention" ist doppelte Aufmerksamkeit


Es war ja klar, dass uns in Zeiten von Pandemie und fortgesetzter Lockdowns etwas fehlt. Seit dem Vortrag von Prof. Dr. Dr. Fuchs an der FAMA Messefachtagung ist mir auch klarer, was genau das Fehlende ausmacht: Geteilte Aufmerksamkeit oder „shared attention“.

In seinem Vortrag schlägt Fuchs einen äußerst erhellenden Bogen, warum die leibliche Präsenz ohne Kameras und Bildschirme so einen großen Unterschied für uns Menschen macht: „Erst wenn wir andere sehen und von ihnen gesehen werden, erleben wir uns als wirklich, nämlich einer gemeinsamen Welt zugehörig, so dass wir einander Dinge zeigen, uns über sie austauschen und verständigen können, ohne dass wir es dabei nur mit unserer Innenwelt oder nur mit Scheinbildern zu tun haben.“

Die zwischenleibliche Resonanz ist es dann auch, die z.B. im Videostreaming auf der Strecke bleibt. Gesamtgestik und feine Signale des Gesichtsausdrucks sind nicht vollständig wahrnehmbar. Dadurch entsteht ein Verlust gemeinsamer Wirklichkeit. Laut Fuchs äußert sich dies bereits im Kindesalter, wenn die Kleinen nämlich lernen, welche Folgen das Auf-Etwas-Zeigen hat: „Das Kind begreift, dass es eine andere Perspektive auf die Dinge gibt, die sich von der eigenen unterscheidet.“

Für uns Messemenschen sind das gute Nachrichten, wenngleich sie keine Absolution bedeuten. Die physische Begegnung ist für Menschen von allerhöchstem Wert, wenn es darum geht, miteinander zu interagieren oder Handel zu treiben. Somit haben Messen durchaus das Zeug zur Königsdisziplin im wirtschaftlichen Austausch. Gleichwohl haben digitale Kanäle ihre eigenen Stärken, denen sich Präsenzveranstaltungen nicht länger entziehen können. Wie an dieser Stelle schon so oft gesagt: Um ihre Premiumfunktion wirksam ausspielen zu können, müssen Messen anschlussfähiger werden an die „digital first“ Welt des Marketings.

Wie immer, wenn man den Wettbewerb von der Spitze aus betrachtet, tun wir gut daran, nicht in verfrühten Jubel zu verfallen, sondern uns an die Arbeit zu machen und etwas aus unserem Vorsprung zu machen. Denn nur dann werden wir ihn übers Ziel retten können.