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Freitag, 5. November 2021

Der Blick nach vorn: Freedom is just another word for nothing left to lose


Die Woodstock-Legende Janis Joplin besingt die Freiheit und die Schmerzen, die nach einem klaren Schnitt entstehen. Kris Kristofferson, der den Song „Me and Bobby McGee“ ursprünglich geschrieben hat, beschreibt in einem Interview die unfassbare Traurigkeit, die ihn übermannte, als er zum ersten Mal Joplins Version gehört hat. Eine Zeile aus dem Song zeigt, was wir nicht tun sollten, wollen wir nicht in seiner tiefen Traurigkeit enden: „Well, I’ll trade all my tomorrows for one single yesterday, to be holdin‘ Bobby’s body next to mine“ (Foto: Pixabay).

Eine aktuelle Forsa-Umfrage hat gerade ergeben, dass die Mehrheit der Ungeimpften wohl bei ihrem Nein bleiben wird. 65% der Befragten gaben an, sich in den kommenden zwei Monaten „auf keinen Fall“ impfen lassen zu wollen. 23% tendieren demnach zu „eher nein“. Lediglich zwei Prozent wollen sich in jedem Fall noch impfen lassen. Bemerkenswert ist auch, dass 89% der Befragten auch eine Überlastung der Intensivstationen nicht als Anlass sehen, ihre Entscheidung zu überdenken.

Das Forum Veranstaltungswirtschaft, eine Allianz aus sechs maßgeblichen Verbänden, dem auch der FAMA angehört, fordert deshalb aus gutem Grund zum 1. Dezember 2021 einen „Freedom Day“, an dem alle Corona-Eindämmungsmaßnahmen aufgehoben werden. Die Verantwortung für den eigenen Schutz vor einer Ansteckung und den möglichen Folgen daraus, fiele dann zurück in den individuellen Bereich. Eine Impfquote von bis zu 80% (vollständig) bzw. 84% (einmal) bietet dafür eine stabile Grundlage.

Daran wird deutlich, dass Freiheit immer ein zweischneidiges Schwert ist. Rosa Luxemburg etwa wird stets mit ihrem Zitat „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“ in Verbindung gebracht. In der lesenswerten Luxemburg-Biografie von Ernst Piper wird sie allerdings als rücksichtslose Revolutionärin und Kämpferin für eine Diktatur des Proletariats beschrieben. Der Kieler Philosoph Ludger Heidbrink hingegen postuliert, dass wir in einer „unzuständigen Gesellschaft“ leben, in der immer jeder glaubt, dass jemand anderes für die Dinge verantwortlich sei. Alle Formen von Engagement fänden auf rhetorischer Ebene statt. Sobald sie aber realisiert werden sollen, werde die Flucht in die Unzuständigkeit angetreten.

Was also tun? Erklären wir uns für zuständig! Für unsere Zukunft als Messewirtschaft sind wir es ohnehin, das haben die vergangenen Monate von politischer Missachtung und Verzögerung gezeigt. Wir können nicht länger warten, bis irgendetwas in unserem Sinne entschieden wird. Wir müssen entscheiden: Unsere Geschäftsmodelle, unsere Leistungsversprechen, unsere Risikobereitschaft und unser Beharrungsvermögen. Was brauchen wir, was kann weg?

Diese Freiheit haben wir, auch wenn sie immer wieder von uneinsichtigen Corona-Leugnern oder zaudernden Politikern beschränkt wird. Wir haben die Power, unsere Zukunft zu gestalten. Professionell, verantwortungsvoll, innovativ und erfolgreich. Das fühlt sich gut an. And feelin‘ good was good enough for me, um es mit Janis Joplin zu sagen.

Kolumne von Oliver Schmitt