Die Aditus GmbH aus Hannover ist bekannt für ihre Registrierungs- und Zutrittslösungen, unter anderem auch bei den FAMA Messefachtagungen. Wir haben mit Sebastian Grein, COO des Unternehmens, über Customer Journeys, hybride Events und digitale Verlängerungen gesprochen (Foto: Aditus).
Registrierung und Einlasskontrolle haben für Messen im Zuge der Pandemie einen ganz neuen Stellenwert erhalten. Aus Kundensicht sind das wohl nicht gerade die beliebtesten Bestandteile der Customer Journey?
Sie haben Recht, aus Kundensicht ist das etwas, wo man durchmuss. Wir arbeiten daran, dass eben genau das immer einfacher und intuitiver wird. Eine gute Einlasskontrolle ist z.B. eine die man quasi kaum bemerkt. Wenn ich es einfach ausdrücken soll, woran wir jetzt und mit dem Blick nach vorne arbeiten, dann konzentrieren wir uns darauf Registrierung und Einlass permanent einfacher und smarter zu machen.
Einfach heißt beispielsweise, dass der Kunde mit uns sehr viel in einem Schritt erledigen kann und dadurch Zeit und Nerven spart. Kunden können direkt bei Registrierung Ihren Impfnachweis hochladen und sparen so Zeit vor Ort. An der Einlasskontrolle lassen sich am Speedy Check-In, Namens-Badgedruck und Kontrolle des Impf-Genesen-Nachweises direkt erledigen. Also One-Stop im Eingang, kein mehrfaches Anstellen.
Smart bedeutet, dass wir das, wo alle durchmüssen, mit Mehrwerten für Kunden und Organizer anreichern. So kommt der Kunde auf seinem Weg zum Ticket an Werbung für Aussteller vorbei, kann in einem vorbereiteten Social Media Post Werbung für das Event machen, ein Hotel buchen, oder auch schon Kontakt mit Ausstellern aufnehmen und vieles mehr.
Für die nahe Zukunft wird unter der Annahme, dass Corona nicht von heute auf Morgen verschwinden wird Registrierung und Einlasskontrolle sicher erst mal relevant bleiben. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit Technologien, die den Einlass flexibler machen und Barrieren abbauen, wie Gesichtserkennung und Einlasskontrolle per App im Vorbeigehen. Spannend und vielleicht zukunftsweisend waren für uns da im vergangenen Jahr Projekte wie die IAA Mobility in München oder die Digital X in Köln, wo es galt, viele, über die Stadt verteilte Sublocations sowie eine digitale Plattform smooth über unser Teilnehmermanagement zusammenzuführen. Im online Bereich werden wir in Zukunft mehr Möglichkeiten zum Content Management bieten und unseren starken Zweig Besuchermarketing weiter ausbauen.
Zahlreiche Messen wurden zuletzt hybrid, also sowohl in Präsenz als auch als digitales Format, durchgeführt. Was bedeutet das aus Ihrer Perspektive für Registrierung, Leadmanagement und die Geschäftsmodelle der Veranstalter?
Bei hybriden, oder auch rein digitalen Formaten hat sich für die Registrierung wenig geändert. Das Wissen um Daten und Interessen meiner Besucher*innen ist genauso wichtig und auch die Einlasskontrolle brauche ich für den digitalen Bereich. Auch der Einlass für das digitale Event sollte natürlich möglichst einfach und angenehm sein. Es kommt auf eine gute Integration – Stichwort Single Sign-On – an.
Für die Zukunft von Messen ist vielfach von einer „digitalen Verlängerung“ die Rede. Wie könnte diese aus Ihrer Sicht über das bloße Streaming hinaus aussehen?
Aus meiner Sicht haben digitale Events vor allem die Erkenntnis gebracht, dass sie zumindest im Segment der Fachmessen weder Organizer noch Besucher glücklich machen. Das Thema hybrid wurde viel als Buzzword benutzt, mit wenig klarem Konzept dahinter. Was ich im Digitalen häufiger gesehen habe sind coole Matchmaking-Funktionen und gute Möglichkeiten, nach Interessen zu suchen und dadurch Aussteller sichtbar zu machen. Das ist vielleicht etwas, was wir aus dem Digitalen mit in Live-Events nehmen können.
Für einen großen Teil dieser Funktionen reicht in vielen Fällen schon ein gezielter Einsatz von Linkedin, dafür muss man nicht zwingend viel Geld ausgeben. Auf jeden Fall ist die Hürde nun kleiner etwas Digitales zu machen. Messe-Marken können das nutzen, um Austellern ganzjährig eine Plattform zu geben und neue Angebote für Content zu kreieren.
Wir hatten diese Frage schon im letzten Newsletter gestellt: Daten seien das neue Gold, heißt es allenthalben. Gilt das auch für die Messe- und Veranstaltungswirtschaft und wie schätzen Sie die Potenziale ein?
Wenn eine Branche Datenschätze hortet, dann sicher die Messebranche. Ich erlebe häufig, dass beim Nutzen der eigenen Daten nur an die Analyse/Reporting oder an Direktmarketing gedacht wird. Vernachlässigt werden Ideen, wie mit den Daten entweder dem Besucher oder dem Aussteller ein Mehrwert geboten werden kann. Den Aussteller interessiert vielleicht, wer ihn wiederkehrend besucht, oder wer ihn online gesucht und sich über in informiert hat, aber es nicht zu seinem Stand geschafft hat.
Den Besucher interessiert vielleicht, wer aus seiner Peer-Group oder seinem Netzwerk auch vor Ort ist. Oder was es bei den Ausstellern, die er in der Vergangenheit besucht hat, neues gibt. Statt nur über die Daten oder die direkte Vermarktung, empfehle ich über das Nutzenversprechen an den Kunden nachzudenken – wie können die Daten hier Mehrwerte schaffen?
Was hat Sie 2019 bewogen, Mitglied im FAMA zu werden und was erwarten Sie sich zukünftig von Ihrer Mitgliedschaft?
Wir sind sogar bereits seit 2015 mit dem FAMA als Sponsor verbunden. Deswegen fühlen wir uns hier gewissermaßen zu Hause. Seit unserer Gründung konzentrieren wir uns auf Lösungen für die Messebranche, darum ist der fachliche Austausch für uns besonders wertvoll und ist uns Inspiration für unsere Weiterentwicklung. Auch die Hands-on-Mentalität, die wir im FAMA erlebt haben, macht uns den Verband sehr sympathisch. Besonders in der Krise hat der Austausch gutgetan und der FAMA war kommunikativ sehr präsent. Dafür vielen Dank und weiter so!