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Mittwoch, 4. Oktober 2023

Der Blick nach vorn: Messen sind unmittelbar und wahrhaftig


Die (für mich) neueste und verblüffendste Errungenschaft von KI ist jene, dass sie einen im Video gesprochenen Text lippensynchron in andere Sprachen übersetzen kann: So entsteht der Eindruck, die Person im Video spreche fließend mehrere Sprachen. Faszinierend und beunruhigend zugleich.  Es wird also in Zukunft noch mehr auf eine ausgeprägte Medienkompetenz, eine zugleich kritische wie neugierige Grundhaltung und auf unmittelbare und wahrhaftige Kanäle wie Messen ankommen (Bild: Fata Morgana von schmitzduisburg/Pixabay).

Schon vor rund einem Jahr veröffentlichte Europol einen Bericht über „Law enforcement and the challenge of deepfakes“, in dem die Organisation befürchtet, dass bis zum Jahr 2026 bis zu 90 Prozent der Online-Inhalte synthetisch sein könnten. Wenn dies im jeweiligen Kontext offengelegt wird, dann mag man ja noch damit leben können. Aber was, wenn nicht? Oder nehmen wir die vielen Populisten, die sich lautstark in den öffentlichen Diskussionen in Stellung bringen. Selbst mich als halbwegs kritischem und belesenem Geist, kostet der Faktencheck zunehmend lästig viel Zeit.

Was im politischen Umfeld den demokratischen Rechtsstaat unterhöhlt, kann im wirtschaftlichen Kontext sehr viel Geld kosten. Wer die falsche oder wirtschaftlich ungünstige Entscheidung trifft, weil ihm oder ihr mittels KI schwer durchschaubar ein X für ein U vorgemacht wurde, riskiert mindestens die eigene Wettbewerbsposition, wenn nicht gar die Existenz. Gerade in der für ihre Allverfügbarkeit gelobten Online-Welt ist die nächste Fehlinformation oft nur einen Klick entfernt. Leider werden solche Praktiken vermehrt auch von vermeintlich soliden Akteuren herangezogen, wenn die Inhalte zum eigenen Zweck oder Weltbild passen.

Wie schön, dass es mit Messen einen Kanal gibt, der unseriösen Interessen ihr perfides Agieren deutlich erschwert und das nicht erst seit KI. Die Aktion Plagiarius etwa hat schon 1977 den Kampf gegen Produktpiraterie aufgenommen und präsentiert alljährlich in der Messe Frankfurt ihren Schmähpreis für Einfallslosig- und Dreistigkeit. Doch auch ganz ohne Hilfe einer Jury können sich Besuchende auf Messen recht einfach einen Überblick verschaffen und allzu dreiste Verlautbarungen auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen. Freilich wird auch auf Messen nicht nur von tugendhaften Treuhändern kommuniziert.

Aber wir können unserem Gegenüber beim Gespräch in die Augen schauen und uns so über dessen Absichten ein Bild machen. Hinzu kommt, dass auf Messen zwar auch die Größe über die Sichtbarkeit (mit) entscheidet. Im Vergleich zur Google-Suche jedoch, wo man es schon auf Seite 1 der Suchergebnisse schaffen sollte, erlauben Messen aufgrund ihrer marktdemokratisierenden Funktion auch kleinen Unternehmen erstaunliche Sichtbarkeit. Und das wiederum ermöglicht allen Teilnehmenden, sich ein noch besseres Bild von Zusammenhängen und der Belastbarkeit von Versprechungen zu machen.

Ok, ich bin sicher nicht ganz unbefangen, wenn es um die Beurteilung von Messen geht. Aber mit dieser Einschätzung bin ich nicht allein. Sowohl das Magazin Horizont, als auch Speaker bei 25 Jahre Aditus teilen meine Einschätzung. Und wie seht Ihr das?