Ein österreichischer Hofbeamter namens Wolfgang von Kempelen hat im Jahr 1769 für Maria Theresia von Österreich einen „Schachtürke“ genannten automatischen Schachspieler gebaut. Jedenfalls wollte er den Eindruck erwecken, dass diese 200 kg schwere „Maschine“ eigenständig Spielzüge ausführt. Dabei saß im Inneren ein echter Mensch, der mit Hilfe einer ausgeklügelten Mechanik die Greifarme der Figur steuerte. Die Legende besagt, dass damit sowohl Napoleon Bonaparte als auch Friedrich der Große besiegt worden seien (Bild: Heinz Nixdorf MuseumsForum).
Kolumne von Oliver Schmitt
Einem Bericht des Bayerischen Rundfunks aus dem Sommer 2024 ist zu entnehmen, dass von Kempelen bereitwillig das Innenleben des Geräts öffnete (freilich nur, wenn niemand darinsaß) – wohl um die Legende über dessen Funktionsweise noch weiter zu mystifizieren. Den damaligen Betrachtern mag es wohl ergangen sein, wie es heutigen Zeitgenossen erginge, würde man ihnen einen Blick in den Quellcode von ChatGPT & Co. gewähren. Dem Wissenschaftsmagazin GEO ist zu entnehmen, dass es schließlich kein geringerer als Edgar Allan Poe war, der die Maschine ihres menschlichen Innenlebens überführte – angeblich mittels 17 sorgfältig formulierter Argumente.
Die KI-Expertin und Volt-Spitzenkandidaten für Berlin bei der letzten Bundestagswahl, Yasemin Efiloglu, hat jüngst in einem Linkedin-Post auf eine Recherche des Magazins TIME hingewiesen. Demzufolge filtern auch heute wieder „echte Menschen“, in dem Fall Clickworker*innen – im Dienste einer optimierten Customer Experience für openAI – verstörende oder gewaltvolle Inhalte. Händisch, für den erbärmlichen Stundenlohn von weniger als 2 USD. Wer dazu und zu ihrem Projekt #KIEthikUpdate mehr erfahren möchte, dem empfehle ich, ihr zu folgen. Auch auf dem Feld der künstlichen Intelligenz sollten wir um soziale Nachhaltigkeit bemühen.