Laut Statistischem Bundesamt übersteigt in Deutschland seit 1972 die Zahl der Gestorbenen diejenige der Geborenen. Im Jahr 2022 betrug der Anteil der über 65-jährigen an der Gesamtbevölkerung 22%. Und obwohl zwischen 2013 und 2023 der Anteil der Erwerbstätigen der 65- bis 69-jährigen auf 20% gestiegen ist, werden wir ein Problem bekommen mit all der Arbeit, die in unserem Land getan werden muss. Stellen wir, vor allem angesichts der aufgeheizten migrationspolitischen Atmosphäre, die richtigen Fragen und zu welchen Antworten führen sie uns? (Bild: jhenning/Pixabay)
Kolumne von Oliver Schmitt
Nehmen wir mal an, dass die Destatis-Zahlen aus dem Mikrozensus 2021 stimmen und dass tatsächlich bis 2036 fast 13 Mio. Erwerbspersonen das Renteneintrittsalter überschritten haben werden: Bezogen auf das Berichtsjahr 2021 wären das satte 30% der dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Personen. Wer auf dem Land zu Wochenanfang auswärts essen gehen möchte oder irgendwo einen Handwerksbetrieb für eine Reparatur benötigt, dem wünsche ich schon heute viel Vergnügen an der Imbissbude oder bei der Suche. Massiver Arbeitskräftemangel allerorten.
Das German Convention Bureau nimmt sich in seinem Forschungsprogramm mit dem Fraunhofer IAO und zahlreichen Unterstützern gerade dieser Sache an und untersucht, welche Chancen und Risiken sich für Business Events aus dem Aufeinandertreffen von demographischem Wandel und KI bzw. Automatisierung ergeben könnten. Sie wollen die Schnittstellen zwischen diesen beiden Megatrends analysieren und Lösungen entwickeln, die Organisationen dabei unterstützen, ihre Fachkräfte effizient einzusetzen und zu entwickeln. Sie wollen herausfinden, wo der Mensch unverzichtbar bleibt und wie Mensch und Maschine effektiv zusammenarbeiten können.
Auch in der Messewirtschaft wird die Arbeit ja nicht weniger. Eine besondere Herausforderung zeigt sich, wenn man mit Messeverantwortlichen spricht. Entscheidungen werden immer kurzfristiger getroffen, die Planbarkeit wird dadurch immer wackliger. Manche haben große Mühe, die Stimmung im positiven Bereich zu halten, weil lange nicht klar ist, wo man denn nun erfolgsmäßig eigentlich steht. Alte Hasen und gestählte Expertinnen mögen das wegstecken, die Jungen hingegen sehen sich viel schneller nach einer weniger nervenaufreibenden Tätigkeit um.
Womöglich liegt die eine oder andere Lösung auf einem Weg, den wir aus heutiger Sicht nicht für gangbar halten. Der 2005 verstorbene Ökonom Peter Drucker hat es einst trefflich auf den Punkt gebracht. Sinngemäß formulierte er, dass nichts unproduktiver sei als etwas noch effizienter zu erledigen, was man am besten ganz sein ließe. Und doch müssen wir effizienter werden. Zugleich müssen wir kreativer, schöpferischer, mutiger werden. Und wir dürfen unsere Stakeholder jeden Tag aufs Neue überzeugen, die ja auch nicht jede Erfindung gleich mit offenen Armen empfangen.
Der FAMA ist eine Gemeinschaft, die das Zeug dazu hat, mit vereinten Kräften neue Wege zu finden und sich gegenseitig zu ermutigen, diese auch auszuprobieren. Momentan könnte man den Eindruck gewinnen, dass Veränderungen vor allem von Despoten, Autokraten und Irrlichtern vorangetrieben werden. Sie schaffen unangenehme, ja gefährliche Tatsachen, deren Auswirkungen ich mir nur ungern ausmale. Wir haben es in der Hand dafür zu sorgen, dass unsere Zukunft konstruktiv, menschenfreundlich und inklusiv gestaltet und vorangetrieben wird. Das sollte sie uns wert sein.