Als die Welt vermeintlich noch in Ordnung war – also vor Corona – hat man den Messen immer vorgeworfen, dass sie – im Gegensatz zu den Online-Plattformen – ja nur während ein paar Tagen im Jahr relevant seien. Sachlich ist das korrekt beschrieben. Was für ein gewaltiger Aufwand, nur um für wenige Tage ganze Branchen an einem Ort zu versammeln.
Heute, in Zeiten nicht enden wollender Videokonferenzen, sehnt sich manch einer den besonderen Ereignischarakter jeder noch so vermeintlich unbedeutenden persönlichen Begegnung herbei. Von dem einzigartigen Spirit eines Branchen- oder Themenevents, zu dem sich Expertinnen in großer Zahl an einem Ort einfinden, ganz zu schweigen.
Umso erstaunlicher, dass sich nicht wenige Fachleute finden, die genau das für die Online-Formate der Zukunft propagieren: Eine 365-24-7-Verfügbarkeit, weltweit zu jeder Stunde, an jedem Tag. Dass dabei der einzigartige Ereignischarakter, der besondere Wert eines Events, das eben nicht „ubiquitär“ ist, verloren geht, darüber scheinen sich viele nicht zu sorgen.
Man stelle sich nur einmal vor, wie es wäre, wenn wir jeden Tag Weihnachten feierten: „Last Christmas“ aus allen Lautsprechern, tagein, tagaus, Glühwein in den Parks bei minus 5 oder plus 30 Grad, Geschenke jeden Abend unterm Christbaum. Dabei steht mir persönlich der Schock schon ins Gesicht geschrieben, wenn Lebkuchen und Spekulatius nur kurze Zeit nach der Rückkehr aus dem Sommerurlaub die Supermarktregale füllen.
Und doch ist der an Messen gerichtete Vorwurf des großen Aufwands nur für ein paar Tage substantiell. Aber deswegen die Online-Variante einer Branchenmesse oder einer großen Verbraucherausstellung rund um die Uhr ganzjährig ins Netz zu stellen – dabei ginge ganz viel Einmaliges verloren.
Die Lösung dafür ist gar nicht so schwer: Das Eine tun, ohne das Andere zu lassen. Das Live-Event mit smarten Digital-Tools weltweit verfügbar machen – während der Laufzeit der physischen Messe. Das vergrößert die Reichweite enorm, hat einen nachhaltigen Effekt und behält den Charakter der Einmaligkeit.
Und den Rest des Jahres der Community eine Plattform bereitstellen, wo sie sich, ihren Content und ihre Entdeckungen austauschen können. Das schafft eine tiefe Markenbindung und bereitet gleichzeitig den Boden für noch effizientere und zugleich verschwenderisch glücksbringende Höhepunkte der persönlichen Begegnung.
Damit wir uns über die Geschenke unter dem Baum auch in Zukunft wirklich freuen können.