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Mittwoch, 22. April 2020

Quo vadis Messe? Interview mit AUMA-Geschäftsführer Jörn Holtmeier


Wir haben uns mit Jörn Holtmeier, den Geschäftsführer des AUMA e.V. darüber unterhalten, wie der AUMA die aktuelle Lage beurteilt und wo er in den nächsten Wochen die Schwerpunkte setzen wird.

Der Lockdown hat die Messewirtschaft schnell und hart getroffen. Wie sieht die Zwischenbilanz aus Sicht des AUMA per heute aus?

Die Ausbereitung des Coronavirus hat uns alle getroffen, zuerst in China und dann hier in Europa. Die Absagen und Verschiebungen von Messen haben wir in diesem Ausmaß noch nie erlebt. Das Institut der Deutschen Messewirtschaft im AUMA hat auf Basis einer ifo-Studie den gesamtwirtschaftlichen Schaden berechnet und der beträgt schon jetzt über 9 Mrd. Euro und bedroht akut über 76.000 Arbeitsplätze. Wir brauchen schnell Planungssicherheit seitens der Politik, wann und unter welchen Bedingungen wieder Messen in unserem Land stattfinden können.

Deutschland ist ein Messeland und unter anderem Standort führender internationaler Leitmessen. Mit welchen Folgen rechnet der AUMA für die Messewirtschaft?

Bei dieser Vollbremsung der deutschen Wirtschaft und der Messewirtschaft sehen wir noch gar nicht alle gravierenden Ausmaße dieser Pandemie. Wir werden eine enorme Kraftanstrengung leisten müssen, gerade mit Blick auf die zu erwartenden wirtschaftlichen Einbrüche. Ein wichtiges Thema ist die Wiederherstellung der Reisefreiheit, zumindest innerhalb Europas. Selbst bei vielen Regionalmessen sind ja ausländische Aussteller wichtiger Teil eines attraktiven Konzepts. Das gilt erst recht für die internationalen Leitmessen, die auf einen funktionierenden Luftverkehr angewiesen sind.


In der öffentlichen und politischen Wahrnehmung werden Messen derzeit häufig mit Fußballstadien und Volksfesten in einen Topf geworfen. Was tut die Messewirtschaft, um eine Differenzierung im Sinne der Messen zu erreichen?

Wir sind dazu intensiv im Gespräch mit politischen Entscheidungsträgern auf Bundes- und Landesebene und stoßen dabei auf Verständnis. Wir zeigen hier genau diesen Unterschied auf, um eine Differenzierung zu erreichen. Entscheidend ist doch hier der Charakter einer Veranstaltung und nicht die absolute Anzahl von Personen. Messebesucher bewegen sich individuell durch die Hallen und drängen sich nicht zu tausenden um eine einzelne Attraktion. Und Messen haben eine leistungsfähige Infrastruktur, die es erlaubt, Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten.

Derzeit wird über die Strategie einer schrittweisen Öffnung diskutiert. Wie stellt der AUMA die Einflussnahme der Messewirtschaft auf konkrete Regelungen zur Wiederaufnahme von Messen sicher?

Wir machen bei unseren Gesprächspartnern in der Politik ganz klar deutlich, dass Messen eben kein Volksfest sind, sondern eine Plattform, auf der sich Anbieter und Nachfrager treffen. Messen leisten einen enormen Impuls für die regionale Wirtschaft und sie haben eine ganz klar auf den Geschäftszweck konzentrierte Funktion. Das unterscheidet uns deutlich von anderen Veranstaltungstypen. Das haben wir auch gemeinsam mit dem FAMA auf Länderebene deutlich adressiert.

Sie haben die AUMA Geschäftsführung im Januar 2020 übernommen. Was zeichnet die Messewirtschaft aus ihrer Sicht aus?

Kreativität und Leidenschaft. Ich habe in den ersten Wochen so viele engagierte Menschen treffen können und bin dafür sehr dankbar. Diese Vielfalt an ausstellenden Unternehmen und dieser Ideenreichtum, mit denen Messen geplant und veranstaltet werden, haben mich sehr beeindruckt und ich denke, das zeichnet unsere Branche ganz wesentlich aus.

Der AUMA ist der Spitzenverband der Messewirtschaft in Deutschland. Mit welchem Beitrag kann der FAMA als Fachverband ihre Arbeit unterstützen?

Vertreter des FAMA sind schon jetzt aktiv in unseren Arbeitskreisen dabei und haben uns aktuell sehr gut unterstützt bei Überlegungen, unter welchen Bedingungen die Messewirtschaft wieder starten kann. Und bitte sprechen Sie auch ihre Ansprechpartner auf der politischen Ebene an, damit wir wieder Messen in unserem Land veranstalten.

Welche Schwerpunkte wird der AUMA in seiner Arbeit in den kommenden Wochen setzen?

Alles daran zu setzen, dass wir wieder Messen in unserem Land unter Beachtung des Gesundheitsschutzes durchführen können. Alles andere muss – leider – warten.

Herr Holtmeier, wie bedanken uns für das Gespräch.