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Mittwoch, 29. Oktober 2025

Der Blick nach vorn: Das Orakel von KI


Es dauert nur ein paar Sekunden und, schwupps, spuckt mir Google im KI-Modus den Status-quo der Messewirtschaft in Deutschland aus: Derzeit beschäftigen uns demnach vor allem die wirtschaftliche Unsicherheit, gestiegene Kosten, der Wettbewerb durch neue Formate und internationale Märkte sowie der Fachkräftemangel (Bild: nvodicka / Pixabay).

Kolumne von Oliver Schmitt

Und, als hätte der AUMA höchstselbst die Schlussredaktion meiner Anfrage übernommen, folgt der Nachsatz, dass Deutschland weltweit führend bei der Durchführung internationaler Leitmessen bleibe, was auf eine stabile Position der Branche hinweise. Na, dann ist ja alles in Butter, oder?

Ja, irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht. Steve Monnington, Grandseigneur der messebezogenen Mergers & Acquisitions, weist in seiner Kolumne bei „The Business of Events“ darauf hin, dass die globale Messewirtschaft ihre aktuellen Erfolge den früheren Entrepreneuren der Branche verdanke. Sowohl die Portfolios der globalen Größen wie Informa, RX oder Emerald, als auch diejenigen der Private Equity getriebenen Veranstalter wie Clarion, CloserStill oder Nineteen Group, gingen auf ein Muster zurück: Entrepreneure bauen das Haus, Veranstalter kaufen die Schlüssel dazu und dann wird geo-geklont.

Für den deutschsprachigen Raum trifft das ja, aufgrund seiner besonderen Struktur, allenfalls bedingt zu. Hier sind die gigantischen „Messes“ entstanden, die globalen Leitmessen, auf die insbesondere das Messeland Deutschland so stolz ist. Doch ähnlich wie die unverwundbar geglaubten deutschen Nobelmarken automobiler Ingenieurskunst voll am Straucheln sind (laut Wirtschaftswoche liegt der Börsenwert von Ferrari um satte 240 Prozent höher als der von Porsche), macht sich unter den großen Leitmessen Nervosität breit.

Glaubt man der kapitalistischen Marktwirtschaft, dann geraten allzu hohe Margen irgendwann von selbst unter Druck – entweder wegen selbstgefälliger Trägheit der Margenabschöpfer, oder weil sich die Nachfrager preiswerteren Lösungen zuwenden. Und wer mag abstreiten, dass das Messegeschäft margenstark ist?

Doch nochmals zurück zu den Entrepreneuren (und, wen wundert’s, zurück nach UK): Trevor Foley, das Recruiting-Pendant zu Steve Monnington, hält eine Truppe ehemaliger Messe-Leistungsträger*innen, darunter eine Menge Entrepreneure, zusammen, die sich „Expoholics Anonymous" nennt. Aus deren Mitte entstehen bis heute neue Messe-Formate, mithin also Innovation. Und die einschlägigen Einkäufer der Hedgefonds stehen mutmaßlich Schlange.

Zwei Dinge beschäftigen mich als Begleiter und Beobachter der Szene: Warum sehen wir, von wenigen Ausnahmen abgesehen, so wenig Innovation im deutschsprachigen Messewesen? Und warum sind die Portfolios der großen Messeplätze in Deutschland immun gegen Bereinigungen und Optimierungen, mithin Verkäufe?

Auf die erste Frage hätte ich eine vorläufige Antwort zu bieten: Die Innovationen im Live-Marketing passieren womöglich nicht auf und als Messen, sondern in unzähligen dynamischen (Klein-) Formaten, die ihren Stakeholdern ganz individuellen Mehrwert bieten. Je größer das Format, desto schwieriger wird das mit individuellem Mehrwert.

Auf die zweite Frage würde mich eure Sicht der Dinge interessieren: Woran liegt es, dass die großen deutschen Leitmessen niemals zum Verkauf stehen? Warum fasst sich keiner ein Herz und füllt sich die Kasse, um an anderer Stelle sein Portfolio durch Zukäufe oder eigene Innovation zu stärken?

Ich würde mich über Erklärungsversuche oder Hinweise von eurer Seite sehr freuen. Kleiner Tipp: Fragt ruhig mal eine KI eurer Wahl. Für mich war das schonmal recht aufschlussreich. Wer mag, kann ja seine Prompts und erhaltene Antworten teilen.